Zweitausendunddrei Zehen

Wenn heute Abend die krisengebeutelte Bevölkerung wieder optisch eindrucksvoll mehrere Millionen Euro freudig verpulvert (Wortwitz) und der städtischen Straßenreinigung auch morgen noch ihre Arbeit sichert ist eines gewiss: ein Jahreswechsel steht an oder die deutsche Fußballnationalmannschaft hat irgendeinen bedeutsamen Titel gewonnen. Da aber gerade eben erst die Innenstädte von Kitsch- und Glühweinständen gesäumt waren, ist eher von Ersterem auszugehen.

Ja, 2012 liegt in den letzten Zügen und man schickt sich an, „die Maschinen“ abzustellen. Die zweitausendunddrei Zehen werden von den vor dem Kreißsaal Wartenden bereits ungeduldig herbeigesehnt. Dabei ist so ein Jahreswechsel doch pure Kosmetik. Es ist ja nicht so, als würde das Universum beschließen, zum Stichtag den Lauf der Dinge zu ändern und den Menschen ein ihnen gefälligeres Zuhause basteln. Die Probleme von heute bleiben auch morgen bestehen, es sei denn es löst sie jemand in der Zwischenzeit. Aber der Jahreswechsel selbst wird das nicht tun. Immerhin bringt der Jahreswechsel doch stets die hehre Absicht mit sich, zumindest die privaten Probleme und Problemchen lösen zu wollen: die Liste der Vorsätze ist jedes Jahr lang, aber doch fällt die Bilanz des tatsächlich Geleisteten am Jahresende wieder ernüchternd bis enttäuschend aus.

Damit mir das nicht passiert, werde ich das Allheilmittel Transparenz (TM) (Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie das Grundgesetz oder fragen Sie Ihren Verstand oder Piraten) einsetzen, um mich stets daran erinnern zu lassen/können, dass ich ja eigentlich was vor hatte. Daher nun hier für mich und die gesamte Weltöffentlichkeit meine „Vorsätze“ für das kommende Jahr:

  1. Engagement in der Piratenpartei wieder intensivieren – Zugegeben: es fehlt was. Seit ich mein Amt im Vorstand des KV RNHD „aufgegeben“ und mich auch sonst aus der verbindlichen Parteiarbeit weitgehend zurückgezogen habe hat sich alles anders entwickelt als gedacht. Geplant war eine Art Urlaub, der Erholung und inneren Frieden bringen sollte. Bekommen habe ich das Gefühl, etwas zu verpassen und faul und untätig zu sein. Das nicht nur chronisch, sondern auch immer wieder akut, wenn mir ein Thema, eine Aktion oder eine Idee unter den Nägeln brannte. Daher möchte ich mein Engagement auf lokaler und auf Bundesebene intensivieren. Jedoch muss und werde ich mit meinen Ressourcen (mir selbst) dieses Mal etwas schonender umgehen.
  2. Effizienter arbeiten – das klingt jetzt erst mal reichlich schwammig, aber dahinter verbergen sich doch recht konkrete Sachverhalte. Mit Studium, Arbeit, Hobbys, Haushalt, diversen Engagements und dem Sprachkurs habe ich tatsächlich eine recht vollgestopfte Woche. Ich habe oft versucht, sie zu entstopfen, was mir aber immer nur bedingt gelungen ist. Denn schließlich habe ich all das ja auch mit einem Grund ursprünglich in die Woche hineingestopft. Mein Problem ist, dass ich zu selten zu wenig diszipliniert an die Dinge herangehe, so dass ich in Zeitverzug gerate, sich Arbeit aufstaut, was meine Motivation, sie zu erledigen nur noch weiter drückt. Bestes Beispiel: in diesen Weihnachtsferien hatte ich >300 Seiten Pflichtlektüre nachzuholen, einfach, weil ich das Lesen während des Semester gehörig habe schleifen lassen. Daher möchte ich auch den Pflichtlektüreverzugsindex als Indikator für effizientes Arbeiten verwenden, um das Ganze greif- und messbar zu machen.
  3. Öfter „was mit Freunden machen“ – sobald ich 2. umgesetzt habe, kann ich die frei werdende Zeit wieder für andere Dinge nutzen. Eines davon wird sein, meine soziale Interaktion wieder etwas zu pushen. Wie ich mir eingestehen muss, habe ich mich viel zu wenig um meine zwischenmenschlichen Beziehungen gekümmert. Als vergleichswert kann leider nur mein (notwendigerweise subjektiver) Eindruck der Zustände von 2012 herhalten. Mal schauen.
  4. Sich überwinden – reichlich esoterisch. Sich seinen Ängsten stellen. Persönliches Wachstum. Sich überwinden. Ganzheitliches Konzept der bewussten Selbstwahrnehmung, bla bla bla. In diesem Fall meine ich damit etwas durchaus Konkretes, was mir auch in einem konkreten Kontext nützen wird. Unter „effizienter arbeiten“ fallen auch meine Bemühungen für den Russisch-Sprachkurs. Da mir im Sommer 2013 ein achtwöchiger Aufenthalt in Moskau bevorsteht, bei dem ich überwiegend auf mich selbst angewiesen bin, wäre es durchaus von Vorteil, würde ich bis dahin die Sprache ein wenig besser beherrschen als das bisher der Fall ist. Verstehen ist ja nicht so sehr das Problem. Aber selbst sprechen schon. Also Sätze konstruieren und diese (einigermaßen) korrekt aussprechen. Mir mangelt es da an Übung. Warum? Weil ich meine Hemmungen habe, mich einer Sprache zu bedienen, die ich nicht überdurchschnittlich gut (oder zumindest meiner Ansicht nach akzeptabel) beherrsche. Vor allem dann, wenn ich das vor Muttersprachlern tun müsste. Das ist schwachsinn. Das bremst mich. Das lass ich.
  5. Hörbuch abschließen – ich mag es nicht, Langzeitbaustellen zu haben. Schon gar nicht, wenn diese dann ruhen. Zwar habe ich bei meinem begonnenen Hörbuch erst seit ca. zwei Wochne (aus gutem Grund: Pflichtlektüre) nichts mehr gemacht, aber dennoch möchte ich nicht, dass sich dieser Zustand als „normal“ einbürgert. Auf keine Fall möchte ich, dass ich dadurch zum Maulhelden werde, dass ich etwas als Leistung meinerseits verkaufe, das noch nicht einmal annähernd fertig oder überhaupt im Leistungserstellungsprozess ist. Deshalb möchte ich das Hörbuch zu „Der ewige Spießer“ binnen des ersten Quartals 2013 abschließen und veröffentlichen.

Damit die ganze Sache verbindlich wird und etwas Würze erhält, werde ich für jeden nicht erfüllten Vorsatz 50,- Euronen spenden. Wofür? Das weiß ich nicht. Aber ich bin mir sicher, dass ihr unterstützenswerte Projekte kennt, die mit der Kohle was anzufangen wissen. Wie die Kommentarfunktion zu bedienen ist, wisst ihr ja 😉

Ein gesundes und erfolgreiches Jahr der zweitausendunddrei Zehen euch allen!

Herr Samsa

Autor: Herr_Samsa

Eingeschlafen - geträumt - aufgewacht - Käfer.

Ein Gedanke zu „Zweitausendunddrei Zehen“

  1. getting things done, empfehlenswerte lektüre. mir hats geholfen.
    Viel „ja klar, Hauptmann offensichtlich“ aber wenn man dann in sich geht merkt man, dass man es doch nicht so macht.

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