Also wenn JETZT keine „Linksruck!“-Rufe kommen…

Zusammenfassung von Tag2 in #Flings. Dieses Mal mit Bildern 🙂

[slideshow_deploy id=’318′]

Ich war wirklich froh darüber, dass die Versammlung sich am Abend des Vortages nicht dazu entschieden hat, den Landesparteitag am Folgetag um 06:00 Uhr beginnen zu lassen. Wie sich aber zeigen sollte, war auch 10:00 Uhr noch vieeeeel zu früh. Ich musste Kaffee(!) trinken. Für mich ist das ziemlich harter Tobak.

Mehr oder weniger routiniert hat sich die Versammlung mit der Tatsache abgefunden, dass es wieder erst mit ordentlich Verzögerung losging. Mehr oder weniger routiniert haben sich die lieben Mitpiraten dann durch die ersten paar Satzungsänderungsanträge gekämpft. Anfangs. Doch schon recht bald kam das erste Sternchenthema aus dem Dunstkreis sMV (Ständige Mitgliederversammlung). Ohne wirkliche Vorbereitung musste ich dann einen am Vortag erarbeiteten, kurzfristig eingereichten Sonstigen Antrag weit früher als ich gedacht hätte vorstellen. Nicht, dass es schon nervenaufreibend genug gewesen wäre, den Antrag überhaupt noch in die Versammlung zu bekommen, nicht dass es bereits anstrengend genug gewesen wäre, der Versammlung dann auch noch diesen mit zwei Satzungsänderungsanträgen konkurrierenden Antrag mal eben so aus dem Handgelenk vorzustellen, nein, es musste sich ja bei dem Thema eine Zweistundendiskussion entwickeln, in der kein Kampfbegriff ausgelassen („Wahlcomputer“, „Liquid-Feedback“, „Arbeitgebernachvollziehbarkeit“, „Klarnamensliquid“, „namentliche Abstimmung“, …) wurde und während der ich – natürlich – auf der Bühne stehen bleiben musste. Die eigentliche Debatte war dann nicht so schlimm, wie sie hätte sein können. Unser Antrag erhielt viel Zustimmung, vor allem aus den Reihen der Skeptiker. Mit Ausnahme eines Zwischenrufs, der es mir wirklich, wirklich schwer gemacht hat, die Ruhe zu bewahren, konnte ich auch mit allen genannten Punkten aus dem Saal umgehen. Einzig bittere Pille war dann der Wortbeitrag des im Landesverband hoch angesehenen @krohlas. Bitter nicht wegen seines Inhaltes, wohl aber seiner Darbietungsform wegen. Es gilt zu vermuten, dass er es – nach meiner Einschätzung – geschafft hat, mit einem taktisch am Ende der Debatte platzierten (Redeliste war zu), emotionalen bis polemischen Statement die Stimmung noch einmal zu drehen. Nach der sich kaugummiartig ziehenden Meta-Diskussion über die Abstimmungsform und dem daraus entsthenden Hickhack konnte unser Antrag zur Beauftragung zur zwischenparteitaglichen Beschlussfassung letzten Endes doch fast einstimmig angenommen werden, nachdem die beiden Satzungsänderungsanträge die erforderliche 2/3-Mehrheit jeweils deutlich verfehlt hatten.

Spätestens nach diesem Block brannten dann wohl bei einigen Piraten die Sicherungen durch, denn es hagelte dann eine Weile lang Geschäftsänderungsanträge und Anträge auf Änderung der Tagesordnung. Aber irgendwann war auch diese Phase überwunden und es ging richtig produktiv voran. Sogar etwas zu produktiv, was furchtbar verdächtig war. Denn ich hatte bereits am Samstag mit den ersten Unkenrufen à la „Mimimi, Linksruck!“ und „…ich tret‘ aus!“ gerechnet. Schließlich hat die Versammlung Menschen mit (zumindest für einige) doch eher einschlägigem Ruf in den Vorstand gewählt. Und am zweiten Tag in Flings hat sich die Versammlung dann noch dazu entschlossen, die Forderung nach Abschaffung des Landesamts für Verfassungsschutz ins Programm aufzunehmen sowie die Forderung nach einer (noch auszugestaltenden) Pflegekammer. Normalerweise wird bereits bei weit weniger das Heraufziehen und die Dominanz des roten Sterns am piratigen Himmel befürchtet und konstatiert.

Wahrscheinlich deshalb war die Genderdebatte (die eigentlich keine war, aber später dazu mehr) nicht besonders konstruktiv und hat sich doch eher als Grabenkampf geoutet. Unser neu gewähltes Vorstandsmitglied Sophie Mathes (@Sofia_El_Toro) wollte mittels eines Satzungsänderungsantrages unsere Satzung geschlechtsneutral gestalten. Also eben gerade nicht gendern, sondern die Ausprägung des Geschlechts bei jeder Amts- und Funktionsbezeichnung außen vor lassen. Seltsamerweise hat dieser Antrag – aus unterschiedlichen Gründen – keine Mehrheit gefunden. In der Diskussion traten dann dieselben Argumente wie immer in solchen Situationen zu Tage. Es dauerte auch nicht lange, bis zum ersten Mal der Kampfbegriff „Emanzen“ fiel. Unter dem Deckmantel der sprachlichen Traditionswahrung konnte dann wohl doch auch noch der ein oder andere Maskulinist salonfähig zum Ablehnen des Antrages aufrufen. Aber hey, wäre das nicht gewesen, wäre es ein – den Ergebnissen nach – perfekter Parteitag gewesen. Und das wäre doch, zumal unter Piraten, äußerst verdächtig, oder?

Autor: Herr_Samsa

Eingeschlafen - geträumt - aufgewacht - Käfer.