Die Luft ist raus.

Ich dachte mir, dass ich mal wieder eine kleine Rückschau auf die Ereignisse des heutigen Tages und meine Eindrücke dazu verfassen sollte. Enjoy…

Ja, es gab einige gute Satzungsänderungsanträge, die die Versammlung angenommen hat. Ja, auch bei der Vorstandswahl hat „die Basis“ ein meiner Meinung nach gutes Händchen gehabt. Aber nichtsdestotrotz hat der erste Tag in #Flings (und nur für @incredibul schreibe ich hier #elzoidosbester) vor allem eines gezeigt: die Luft ist raus. Begeisterung ist mittlerweile Mangelware und in erster Linie dem Zynismus gewichen.

Das zeigt sich daran, dass lediglich 120 Piraten aus dem gesamten Bundesland Baden-Württemberg den Weg in die – via Autobahn – doch sehr gut zu erreichenden Veranstaltungshalle in Flein bei Heilbronn gefunden haben (Mitglieder in BW: 3.508). Über die Gründe, die für dieses erhebliche Ausmaß an Abwesenheit verantwortlich sind, lässt sich natürlich spekulieren. Aber die Art und Weise, wie jene Mitglieder, die den Weg auf sich genommen haben, vor Ort miteinander umgehen, lässt vermuten, dass die von den Medien beschriebene und uns attestierte „miserable Stimmung“ doch realer ist, als uns das vielleicht lieb ist.

Es scheint fast so, als hätte die Partei, die sonst immer den Standpunkt vertrat, dass Politik Machen durchaus auch Spaß als Nebenprodukt hervorbringen kann, den Spaß an der Sache verloren. Als sei Parteiarbeit eine lästige Pflicht, die zu erfüllen halt doch irgendwie dazu gehört. Warum? Weil es sonst noch viel schlimmer wäre. Aber das war es dann auch schon mit Begründungen.

Die Aufbruchstimmung scheint nach anderthalb Jahren vollständig aufgebraucht zu sein. Genau in dem Moment, in dem es für ihre Zukunft am wichtigsten wäre, alle Kräfte zu mobilisieren, springen die meisten altgedienten Piraten ab und neue kommen kaum hinzu. Auf dem LPTBW2013.1 tummelten sich überwiegend „die üblichen Verdächtigen“. Der eklatante Mangel an Aktiven zeigt sich schon daran, dass der Beginn der Veranstaltung allein deshalb um eine halbe Stunde verzögert wurde, weil sich niemand (!) unter den Anwesenden dazu bereit erklärt hat, das Protokoll zu führen.

Dass die Außenwelt kaum an uns glaubt, ist für uns ja nichts neues. Wir haben schließlich damit angefangen, uns als überhaupt ernstzunehmende Partei zu behaupten. Im Bundestagswahlkampf 2009 kannte uns kein Mensch und die, die von uns hörten, ließen massig Vorwürfe auf uns niederprasseln. Wir waren Teil der politischen Freakshow, nicht aber der politischen Landschaft der Bundesrepublik. Doch das hat uns nichts ausgemacht. Wir haben weitergemacht. Mit Elan und viel Eifer haben wir – Achtung, nautische Metapher – dem massiven Gegenwind getrotzt.

Neu für uns ist jetzt die Situation, dass wir selbst nicht mehr an uns glauben. Als hätten wir in all dem Trubel, der in den letzten anderthalb Jahren um uns entstanden ist, vergessen worum es uns eigentlich geht. Wir wurden mit neuen Fragen und Erwartungen konfrontiert, die von extern kamen und mit denen wir uns bis dahin nicht oder nur mangelhaft auseinandergesetzt haben. In diesen haben wir uns verloren, haben uns zu oft entzweien und aufreiben und letzten Endes in eine chronische Sinnkrise schubsen lassen. Und darunter leiden wir jetzt. Unter einer permanenten Rette-sich-wer-kann-Mentalität.

Unser Problem sind nicht in erster Linie wir selbst, sondern unser Umgang mit unseren Problemen. Es wäre zwar schmerzhaft, sollten wir es im September wegen der Fehler, die wir gemacht haben, nicht in den Bundestag schaffen. Vielleicht wäre das auch ein notwendiger Dämpfer, um uns zu erden. Unverzeihlich wäre es nur, würden wir nicht aus ihnen lernen.

Autor: Herr_Samsa

Eingeschlafen - geträumt - aufgewacht - Käfer.