„Sachsen-Bashing“ – Eine Strategie zur Delegitimierung

Bild: „Meh“ by Rick Harris via flickr (CC BY-SA 2.0)

Während ich das hier schreibe, marschieren tausende Nazis marodierend durch Chemnitz. Die unter dem Hashtag #c2708 zu lesenden Echtzeitberichte lassen erahnen, wie angespannt und gefährlich die Lage vor Ort ist, der Ausgang bleibt ungewiss.

Aber egal, welche Bilder in der zu erwartenden medialen Berichterstattung die Runde machen werden, egal, welche Politiker*innen das Geschehen verurteilen, egal, wie sie das tun und welche Gründe dafür ins Feld geführt werden, wir können uns sicher sein, dass in der Debatte um die Geschehnisse in Chemnitz das Wort „Sachsen-Bashing“ fallen wird. Woher ich das weiß? Es gibt da ein Muster.

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Die Stadt Leipzig, Twitter und *istische Hufeisen

Bild: CC BY 2.0 De Havilland

[tl;dr] Trotz einer auf allen Ebenen  von einem massiven Rechtsruck gezeichneten Atmosphäre, schafft es die Stadt Leipzig mit erschreckend wenig Aufwand, dennoch „der Feind steht links“-Rhetorik an den Tag zu legen.

Kürzlich erst wollte ich mich der Sezierung eines unglaublich miesen Polizeiberichts widmen, da ist mir das – lesenswerte – Sprachlos-Blog in der Veröffentlichung zum Thema zuvorgekommen. Das soll mir nicht noch einmal passieren. Daher nun hier und heute meine Auseinandersetzung mit einer ganzen Reihe anderer, durchaus problematischer Verlautbarungen. Diesmal kommen Sie nicht von der Polizei, sondern von der Stadt Leipzig.

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‚Die sind noch nicht so weit…‘

Bild: CC BY 2.0 Adrián Castillo Rivera

[tl;dr] „Die sind noch nicht so weit“ suggeriert das naturgesetzmäßige Aufeinanderfolgen unterschiedlicher sozialer Realitäten, was den einzelnen Menschen von der Verantwortung entbindet, diese zu gestalten, gleichzeitig aber jene Menschen abwertet, die nicht in dieses „Entwicklungsmodell“ passen.

Manche Dinge, die mit der menschlichen Existenz einhergehen, sind universal und unumstößlich. Wie beispielsweise die Tatsache, dass der Organismus all der Menschen, die gerade diesen Text lesen, eines Tages endgültig versagen wird, was ihr Leben unwiederbringlich beendet. Manch anderes ist nur sehr wahrscheinlich wie etwa das Erlernen des aufrechten Ganges und sich verbal zu artikulieren. Und dann gibt es Dinge, die willkürlich gemacht sind, aber so behandelt werden, als gehörten sie zu erstgenannter Kategorie. Diese Behandlung offenbart sich (u.a.) im Sprachgebrauch, in weit verbreiteten Phrasen. Eine davon ist „Die sind noch nicht so weit.“ Ich versuche im Folgenden darzulegen, wann und warum sie problematisch ist. „‚Die sind noch nicht so weit…‘“ weiterlesen

Blickdiagnose: „Türke“

Schubladendenken
Foto: G. Kraftschik CC-BY

[Content Note: Rassistsische Sprache]

[tl;dr] Die Art und Weise, wie eine „biodeutsche“ kollektive Identität konstruiert wird, führt notwendigerweise dazu, dass Rassismen entstehen und diese dann nicht als solche erkannt werden, weil sie als gewöhnlich, banal und unverfänglich gelten.

Disclaimer: Ich bin in aller Regel nicht von Rassismus betroffen und verfüge über die meisten Privilegien, die unsere Gesellschaft bereithält. Unter diesem Vorzeichen sind meine Gedanken und Beobachtungen zu verstehen, auf jeden Fall nicht als Versuch, stellvertretend und verallgemeinernd Rassismus zu erklären oder individuelle Rassismuserfahrungen zu verneinen.

In letzter Zeit sind mir immer wieder einzelne Gespräche mit Personen aus meinem Umfeld ziemlich sauer aufgestoßen. In dem Moment, in dem die jeweils problematischen Äußerungen fielen, verfügte ich weder über die notwendige Ruhe noch die angemessenen Worte, um meine Bauchschmerzen zu artikulieren. Deshalb habe ich mir darüber Gedanken gemacht, was den jeweiligen Äußerungen gemein ist, was sie implizieren und aussagen und was sie für eine Wirkung entfalten (also: welche Kackscheiße sie reproduzieren). Einige Beispiele: „Blickdiagnose: „Türke““ weiterlesen

Was heißt hier ‚unverkrampft‘?

CC-BY-SA 2.0 K. van RYSWYK>
CC-BY-SA 2.0 K. van RYSWYK>

[tl;dr] Der Ausdruck vom „unverkrampften Patriotismus“ transportiert die durch eine Metapher gekennzeichnete Ablehnung des gefühlten Ist-Zustandes („verkrampfter Patriorismus“) und damit die Forderung nach einem unangreifbaren, emotionalen, positiven Bezug zur eigenen Nation. Mit anderen Worten: Bullshit.

Spätestens seit der FIFA Fußballweltmeisterschaft der Herren 2006, die in der Bundesrepublik Deutschland ausgetragen wurde, gibt es hierzulande einen vergleichsweise breiten Diskurs darüber, wie diese Deutschen denn zu ihrem Land stünden und wie es sich – sooo lange nach dem Krieg – für sie schickt, dieses Verhältnis auszudrücken. Die Phrase vom „unverkrampften Patriotismus“ erlangte recht zügig eine bedeutende Stellung im Diskurs und etablierte sich als Schlagwort. Aber ist unverkrampft auch unproblematisch? (Wohl eher nicht, sonst gäbe es diesen Beitrag nicht…)

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